Geplante Änderungen im FSC® Standard 40-004
Hintergrund
Der FSC plant eine neue Version (V3-0) seines Produktkettenstandards. Der erste Entwurf wurde der Öffentlichkeit im Dezember 2018 vorgestellt. Konsultationen zum Standard wurden am 28. Februar beendet. Zur Zeit wird der zweite Entwurf erarbeitet. Dieser wird der Öffentlichkeit dann voraussichtlich im Sommer zur Konsultation vorgelegt. Welche neuen Anforderungen wird es in diesem Standard geben? Hier finden Sie Informationen zu den größten geplanten Änderungen. Diese Seite wird ständig überarbeitet und erweitert.Die aktuelle Version 3-0 des Standards können Sie hier ansehen und auch herunterladen.
Beschwerdemanagement
Diese Anforderung ist neu hinzugekommen. Sie wird im Standard unter Punkt 1.6.1 erscheinen. Die Anforderung ist erfüllt wenn Sie ein
Managementsystem installieren, welches Sie benötigen um Beschwerden in Bezug auf die Einhaltung der Zertifizierungsanforderungen zu behandeln.
Das System enthält definierte Kontrollen und listet die entsprechenden Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten auf um Beschwerden anzunehmen, zu bearbeiten und zu dokumentieren.
Dieses System erfordert ein dokumentiertes Verfahren, das mindestens folgende Anforderungen beschreibt:
- Annahme der Beschwerde
- Untersuchung und Festlegung von Aktivitäten zur Lösung
- Umsetzung der Maßnahmen
- Information
Danach gilt eine Beschwerde als beigelegt, wenn die Organisation alle Informationen beschafft, die Beschwerde untersucht, eine Entscheidung im Sinne des Standards
getroffen und den Beschwerdeführer informiert hat.
Kontrolle von nicht-FSC-konformer Ware
Diese Anforderung war bisher in der FSC-Richtlinie für die Produktkettenkontrolle (FSC-DIR-40-004) aufgeführt und ist nun neu aufgenommen worden.
Sie wird im Standard auf drei Unterpunkte aufgeteilt.
1.7.1 Um die Verarbeitung nicht-FSC-konformer Ware zu verhindern, müssen Sie Kontrollen definieren. Außerdem müssen Sie die Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten
für den Umgang mit entsprechender Ware festlegen. Es kann davon ausgegangen werden, das der Standard hier ein dokumentiertes Verfahren fordert. Dies gilt für alle Unternehmen. Die Ausnahme
für Kleinbetriebe ist gestrichen.
1.7.2 Ihr Managementsystem muss so ausgelegt sein, dass nicht-FSC-konforme Produkte frühzeitig identifiziert und kontrolliert werden, um eine Auslieferung zu vermeiden.
1.7.3 beschreibt das Verfahren nach der Identifizierung von nicht-FSC-konformer Ware. Neu ist die zwingende Zusammenarbeit mit Ihrem Zertifizierungsunternehmen. Dieses erstellt eine
Bestätigung, dass alle Maßnahmen ergriffen wurden um die Abweichung abzustellen. Außerdem haben Sie nun 5 Tage Zeit, Ihre Kunden zu informieren.
Kapitel 2
Dieses Kapitel enthält einen neuen Paragraphen, der bestimmt, dass Sie alle Standorte angeben müssen, die vom Zertifikat erfasst werden sollen. Dabei sind die
Bestimmungen aus Standard 40-003 zu beachten.
Der Abschnitt über die Produktgruppen ist nun unter Paragraph 2.2 zu finden. Waren die Unternehmen bisher frei in der Auswahl ihrer Produktgruppen, so wird diese Freiheit nun eingeschränkt,
und es werden verbindliche Regeln formuliert.
Danach müssen Produktgruppen für Produkte gebildet werden:
- die zur gleichen Produktgruppe gehören(gemäß 40-004a),
- die im gleichen Überwachungssystem kontrolliert werden und
- die den gleichen Input haben.
Paragraph 2.2.3 beschreibt den Aufbau der Produktgruppenliste. Zu den bekannten Informationen muss diese nun auch die Materialien aufführen, die in den Produktgruppen weiterverarbeitet
werden.
Der Abschnitt über Outsourcing wurde gestrichen und wird nun in Kapitel 11 behandelt.
Kapitel 3
Dieses Kapitel wurde etwas umgestellt: 3.1 enthält nun die Paragraphen über die Überwachung der Lieferanten (jetzt auch offiziell möglich mit dem OCP) und 3.2
behandelt die Wareneingangsspezifikationen. Der Paragraph 3.2.3 enthält die Direktive FSC-DIR-40-004-06, die besagt, dass alle hölzernen Teile eines zertifizierten Produktes aus
FSC - zertifizierten Bestandteilen bestehen müssen. Verpackung und Inhalt werden dabei getrennt betrachtet. Es können entweder beide oder nur eines von beiden zertifiziert sein.
Paragraph 3.2.4 enthält eine Neuerung: Namensgebende Bestandteile eines gemischten Produktes müssen jetzt FSC - zertifiziert sein. Z.B. wäre die Verwendung von
Controlled Wood Birkenfurnieren in "Birke Tischlerplatten" nicht mehr möglich.
Der Abschnitt 3.4 enthält die wohl umstrittenste Änderung des Standards: Der Abschnitt, betitelt "Transfer Verification", erfordert die Einrichtung "[..]eines Verfahrens, welches bestätigt,
dass die FSC-Aussagen, die die Organisation beim Wareneingang registriert, mit dem FSC-Warenausgang des Lieferanten übereinstimmen"
(FSC-Deutschland, Entwurfsstandard FSC-COC-40-004 V3 - Englisch-Deutsch, 2015, S. 40).
Die Wahl der Mittel ist der Organisation überlassen. Der FSC empfiehlt die Verwendung des OCP (Online Claim Platform). Es sind allerdings auch eigene Verfahren zugelassen. "Andere Methoden
können etwa folgende sein: Manuelle Überprüfung (z.B. dadurch, dass die Warenausgangsberichte zu spezifischen Empfängern gegenüber dem Handelspartner oder der Zertifizierungsstelle
offengelegt werden) oder durch automatisierte Systeme (z.B. Systeme, die standardmäßig eine Datenabgleich zwischen Wareneingang und dem Warenausgang des Lieferanten vornehmen)
(FSC-Deutschland, Entwurfsstandard FSC-COC-40-004 V3 - Englisch-Deutsch, 2015, S. 40)."
Kapitel 4
Kapitel 4 wurde um den Abschnitt der Dokumentenprüfung gekürzt (4.1.1). Dieser Paragraph findet sich als Paragraph 3.2.1 in Kapitel 3. Daher behandelt der
Paragraph 4.1. die Trennung von Material im Produktionsprozess. Neu ist die explizite Aufzählung wie dies zu erreichen ist. Nämlich durch:
- Physische Trennung von Material
- Temporäre Trennung von Material und/oder
- Identifizierung von Material.
Paragraph 4.2 enthält die "Bestimmungen für gekennzeichnetes Material" und behandelt die Handhabung von Palettenzetteln auf gekauftem Inputmaterial (ehemals 4.3).
Die Mengenbilanzen - Kapitel 5
Es gibt einige geringfügige Änderungen im Kapitel über die Mengenkontrolle. In der Materialmengenbilanz muss nunmehr auch das Rechnungsdatum der Verkaufs-
und Lieferantenrechnung notiert werden. Außerdem muss zusätzlich die Baumart und das Herkunftsland vermerkt werden.
Auch die Jahresmengenzusammenfassung wurde angepasst: Es sind jetzt zusätzlich Angaben zur Bestimmung der FSC Aussage (Zeitraum oder Arbeitsauftrag) und
Aufzeichnungen zur Umsetzung des FSC-Kontrollsystems gefordert (z. B. Mengenbilanzkonto, Prozentberechnungen)
Im neuen Abschnitt 5.3 finden sich die unveränderten Anforderungen zu den Umrechnungsfaktoren. Die Forderungen zur Festlegung der FSC-Aussage (ehemals 5.3) wurden in die
Kapitel 7, 8 und 9 verschoben.
Der Verkauf - Kapitel 6
Absatz 6.1.1 und 6.1.2 wurden etwas umformuliert und Kapitel 6.1 enthält jetzt zusätzlich eine Tabelle der FSC Aussagen in Übereinstimmung mit den Kontrollsystem.
Neu hinzugekommen ist der Advice 5 in Absatz 6.1.3. Dieser behandelt die Verfahrensweise wenn auf den Lieferdokumenten FSC Aussage und Zertifikatsnummer aus Platzgründen nicht gedruckt
werden können. Dieser ersetzt den Absatz 6.1.3 aus der alten Version über Komponenten mit geringen Anteilen.
Absatz 6.2 enthält ist neu. Jetzt können Organistionen ihre FSC Aussage beim Warenausgang herunterstufen. Eine Grafik gibt Aufschluß über die Möglichkeiten.